Vorsicht, Falle: Immer mehr gefälschte Airpods (Pro) in Deutschland – so schützen Sie sich (2024)

Apples Airpods haben sich in allen Varianten zu einem wahren Renner entwickelt: Die Geräte belegen in Verkaufscharts permanent die höchsten Plätze bei Kopfhörern, im Dezember – also zur Weihnachtszeit – sind sie gar auf den ersten Plätzen aller beliebten Gadgets zu finden.

Dass die Airpods zu dem Verkaufsschlager geworden sind, hat mehrere Gründe. Sicherlich strahlt darauf die Marke Apple ab, doch die Airpods (Pro) sind markant genug, um sofort aufzufallen, obzwar recht klein in der Größe. Sie funktionieren einwandfrei mit allen anderen Apple-Geräten, was sie bei den iPhone- und Apple-Watch-Inhabern zu den Kopfhörern der ersten Wahl macht. Aber auch mit Android-Geräten lassen sie sich verknüpfen, sind sie doch im Grunde genommen Bluetooth-Kopfhörer. Nicht zuletzt haben diverse Promis den Airpods zur Beliebtheit verholfen, die sie sich regelmäßig mit Apples Kopfhörer ablichten lassen.

Apple AirPods Pro (2nd-gen, 2023, USB-C)

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Doch Apple-Geräte haben ihren Preis, kein Wunder, dass die Kunden nach Gelegenheiten suchen, beim Kauf zu sparen. Diesen Wunsch nutzen Produktfälscher aus, die vermeintliche Airpods auf diversen Plattformen zu stark reduzierten Preisen verkaufen.

Erst vor rund zwei Wochen haben wir über eine große Werkstatt in China berichtet, die offenbar auf mehreren Produktionslinien und in rauen Mengen gefälschte Airpods hergestellt hat. Darauf hin hat sich bei uns ein Leser gemeldet, der auf gefälschte Airpods reingefallen ist – in seinem Fall ermittelt die Staatsanwaltschaft, offenbar ist er nicht der einzige Beschädigte in dem Fall.

Wie verbreitet sind die gefälschten Airpods in Deutschland?

Die Frage, ob der Verkauf von gefälschten Airpods (Pro) in Deutschland weit ein großes Problem ist, lässt sich nur sehr langwierig beantworten. Warenbetrug, unter diesem Paragrafen würde der Verkauf von nachgemachten Airpods Pro fallen, gehen nicht die Landeskriminalämter nach, die Ermittlungen liegen in Obhut der einzelnen Polizeiinspektionen oder -direktionen. Auch hier fällt die Suche nicht immer leicht, geht es doch um ein bestimmtes Produkt gesucht, nicht um Personen oder Orte.

Für unsere Recherche haben wir im Laufe vergangener Woche rund 30 Polizeidienststellen überall in Deutschland angeschrieben. Recht viele, vor allem in kleineren Orten ansässige, haben geantwortet, es seien ihnen keine Ermittlungen zu gefälschten Airpods bekannt. Aus den unterschiedlichsten Ecken aus Deutschland haben wir jedoch Bestätigungen erhalten über bekannte Fälle oder Ermittlungen:

Der Polizei Berlin ist bekannt, dass eine große Anzahl von gefälschten „Airpods Pro“ sowohl auf den unterschiedlichsten Online-Verkaufsplattformen als auch im Straßenhandel verkauft werden.

Stefan Petersen-Schümann, Polizei Berlin

… Im Bereich der Elektronik sind Apple-Produkte am häufigsten. Hier haben wir z.B. Eingänge von gefälschten Apple Earless Kopfhörern (Apple Airpods) zu verzeichnen, die bei Kleinanzeigen angeboten und dann gerne persönlich im Stadtgebiet übergeben werden.

Nils Matthiesen, Polizei Bremen

Eine Recherche im polizeilichen Vorgangsbestand der Dienststellen der Polizeiinspektion Halle (Saale) ergab, dass derartige Fälle einmal im Landkreis Mansfeld-Südharz sowie einmal Stadtgebiet von Halle (Saale) angezeigt wurden. Die Anzeigen erfolgten im Januar 2024. Die Ermittlungen in beiden Fällen dauern an.

Michael Ripke, Polizeiinspektion Halle (Saale)

Auch bei der Polizei Dortmund sind im Zeitraum vom 01.07.2023 bis heute sieben solche Fälle bekannt. Der Polizeipressesprecher Peter Bandermann hat noch auf Auffälligkeiten bei den Online-Anzeigen hingewiesen, die auf gefälschte Produkte hindeuten: Der Preis ist meist zu gut, um wahr zu sein und die Angaben des Verkäufers wollen in Sicherheit wiegen: Mal versprechen die Inserenten, das Paket versichert zu verschicken, mal habe man Airpods Pro über Apples Back-To-School-Programm bekommen und habe dafür keine Verwendung.

Ich kann Ihnen bestätigen, dass diese Betrugsmasche bundesweit bekannt ist. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Kiel bearbeitete die Kriminalpolizei inzwischen rund ein Dutzend solcher Taten.

Matthias Arends, Polizeidirektion Kiel

Demnach kann ich Ihnen mitteilen, dass es hierzu in der Vergangenheit Ermittlungsverfahren im unteren dreistelligen Bereich gegeben hat.

Laura Wentzien, Polizei Hamburg

Auf unsere Nachfrage bezog sich die Zahl der Ermittlungen auf das vergangene Jahr 2023.

Auch das Polizeipräsidium Westhessen bestätigt uns auf die Anfrage, dass das Phänomen mit gefälschten Airpods bekannt ist. Fälle häufen sich derzeit nicht, allerdings gab es am vergangenen Wochenende eine Festnahme in Wiesbaden. Der Verdächtige hat ein Elektronikprodukt online vermarktet und versucht, diesen am Sonntag, dem 11. Februar 2024 zu verkaufen. Die Wiesbadener Polizei hat nach der Festnahme seine Wohnung durchsucht und zahlreiche weitere Fälschungen gefunden.

Apple AirPods (3rd gen, 2021, Lightning)

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Wie sich gefälschte Airpods von echten unterscheiden

Mittlerweile sind die Fälschungen so gut geworden, dass manchmal auch wir Zweifel haben, echte von gefälschten Airpods (Pro) zu unterscheiden. Was garantiert nicht funktioniert, ist die Überprüfung der abgebildeten Seriennummer bei Apples Support-Portal: Auch gefälschte Airpods haben gültige Seriennummern.

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Halyna Kubiv

Die Polizei NRW hat letzte Woche einen Video-Ratgeber in einer Instagram-Story veröffentlicht, wie man die Imitate von originalen Airpods unterscheidet:

  1. Verpackung: Manchmal kann man an der schlampigen Verpackung, die nicht ganz zueinander aufschließt, sofort sehen, dass das Produkt lediglich nachgemacht ist. Achten Sie zudem darauf, ob sich ungewöhnliche Beschriftungen finden. “Assembled in USA” ist schon mal falsch.
  2. Auch am Ladekabel kann man echte Airpods erkennen: Die Airpods Pro mit USB-Anschluss verkauft Apple mit geflochtenem Ladekabel.
  3. Die Aufsätze für Kopfhörer sind aus einem hochwertigen Material gefertigt, die Fälschung ist aus Pappe hergestellt.
  4. Auch der Kunststoffuntersatz kann Hinweise liefern: Apples Original ist ebenmäßig und etwas schwerer. Bei diesem Punkt kann man wohl nur in direkten Gegenüberstellung feststellen, was falsch und was ein Original ist.
  5. Die Folie, worin die Ladecase eingewickelt ist, ist bei den echten Airpods wertiger und beständiger.
  6. Wohl der wichtigste Anhaltspunkt bei der äußeren Betrachtung der Airpods ist ihr Gewicht. Die echten Airpods sind mit dem Ladecase in den meisten Fällen etwas schwerer, da die Fälscher an der Hardware-Ausstattung sparen. So haben wir ein Paar sogar aufgeschnitten, im Inneren fehlten die Mikrofone, was die Imitate ungeeignet für Telefonate machte. Die Airpods Pro (2. Generation) wiegen mit dem Ladecase 61,4 Gramm, die Airpods der dritten Generation 46,47 Gramm.
  7. Software-Features: Die letzte Sicherheit können Sie erlangen, wenn Sie die Airpods mit dem iPhone verbinden und bei den Bluetooth-Einstellungen nachschauen, muss die Firmware-Version der Geräte stimmen. Bei den Originalen öffnet sich ein ziemlich langes Einstellungsfenster, mit den Optionen, die die Airpods ausmachen: 3D-Audio, Anbindung in “Wo ist?”-Netzwerk, mögliche Abdeckung der Apple-Gewährleistung. Fehlt dies alles, haben Sie eine Fälschung erwischt.
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Halyna Kubiv

Tipps zu Kleinanzeigen und Hinweise auf den Verkauf von womöglich gefälschten Airpods

Aber auch die Anzeige auf Online-Portalen kann Hinweise auf eine mögliche Fälschung geben. Prüfen Sie, wie lange ein Nutzer sein Konto bei der jeweiligen Plattform betreibt. Ist er seit wenigen Monaten registriert, sollten Sie eher die Finger davon lassen. Kleinanzeigen bietet beispielsweise eine Option, weitere Angebote eines Anbieters anzusehen, wir haben einen gefunden, der jeden zweiten Tag ein Angebot zu Airpods Pro eingestellt hat – vermutlich alle gefälscht.

Vor dem Kauf prüfen Sie, ob der Preis überhaupt realistisch ist. Die Airpods Pro der zweiten Generation verkauft Apple für 279 Euro, auf dem freien Markt kann man sie mit etwas Glück für 209 Euro finden, der Durchschnitt der Angebote bewegt sich bei 240 bis 250 Euro. Kosten Sie die Hälfte oder gar weniger, muss man hier besonders aufmerksam sein.

Als eine gute Methode hat sich die Kontaktaufnahme mit dem Verkäufer herausgestellt. Bei den meisten reicht es nachzufragen, ob die Original-Rechnung noch dabei ist. Am nächsten Tag war die entsprechende Anzeige gelöscht.

Apple AirPods Max silber

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Wir haben ebenfalls die Pressestelle von Kleinanzeigen kontaktiert, ob die Plattform über die Ermittlungen der Polizei zu den gefälschten Airpods weiß, wie man sich vor solchen Fälschungen schützt, und was passiert mit den gemeldeten Anzeigen oder Nutzern. Grundsätzlich fährt man am Sichersten, wenn man die Ware bei der Übergabe direkt überprüft:

… Käufer können auf diese Weise bei der Abholung zu prüfen, ob der Artikel die beschriebene Beschaffenheit hat und voll funktionsfähig ist. Wenn eine persönliche Übergabe nicht infrage kommt, raten wir dringend zur Nutzung von Bezahlmethoden, die einen Käuferschutz beinhalten. Dazu zählt beispielsweise unsere eigene Bezahlfunktion „Sicher bezahlen“. Käufer erhalten Unterstützung, wenn der erworbene Artikel nicht ankommt oder wesentlich von der Beschreibung abweicht – was beispielsweise bei Fälschungen der Fall wäre.

Pierre Du Bois, Unternehmenssprecher Kleinanzeigen

Wir haben probeweise auch eine Anzeige gemeldet, worin recht verdächtige Airpods Pro angeboten wurden. Bislang haben wir von Kleinanzeigen keine Meldung erhalten.

Verbreitung in Deutschland

Ein Hinweis, welche Ausmaße der Handel mit gefälschten Airpods in Deutschland angenommen hat, hat uns Andre Lenz von der Pressestelle der Generallzolldirektion in Bonn gegeben:

Allgemein kann ich mitteilen, dass seit 2018 ein starker Anstieg versuchter Einfuhren von schutzrechtsverletzenden In-Ear-Kopfhörer zu verzeichnen ist. Im Jahr 2022 betrug der Marktwert entsprechender Originalprodukte knapp 11,5 Mio. €.Herkunftsländer sind dabei meist China und Hongkong.

Das sind rund 41.300 Airpods-Paare, die es nicht durch den Zoll geschafft haben.

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