Watches & Wonders 2024: Die Highlights der Uhren-Messe aus Genf (2024)

Luxus und Glamour beherrschen noch immer die Watches & Wonders. Doch früher war mehr Lametta. Heute eröffnete die weltweit größte Messe für Luxusuhren in Genf. Zutritt haben vorerst Händler und Journalisten, um sich über die Neuheiten von 54 Uhren- und Schmuckmarken zu informieren. Darunter von den Big Playern Rolex, Patek Philippe und Cartier sowie von den kleineren Nobelmanufakturen wie Lange & Söhne, Ulysse Nardin und Parmigiani. Für mehr Abwechslung auf dem Luxus-Parcours sorgen die diesjährigen Newcomer, darunter Nomos aus Deutschland, Eberhard & Co sowie Bremont.

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Die Neuheiten auf der Watches and Wonders 2024

Foto: Patek Philippe

Druck und Spannung steigen

Nie zuvor waren so viele Aussteller auf der Watches & Wonders präsent. Weitere 50 spannende Uhrenmarken zeigen in der Innenstadt ihr Know-how in Boutiquen und Hotels – bis zum 15. April ist Genf Boomtown für Uhrenfreaks. Doch die Stimmung ist verhalten bis getrübt. "2024 wird eine Herausforderung", sagt Jean-Frédéric Dufour und glaubt, dass die goldene Zeit für die Branche zu Ende geht. Wenn das sogar der CEO von Rolex meint, dann brodelt es tatsächlich.

Umso mehr steigt der Druck auch auf die Konzessionäre: „Es wird erstaunlich viel Ware in den Markt gedrückt,“ erzählt ein Einzelhändler aus München. Zugleich reduzieren die Marken die Händlermargen, „und Skonto gibt es auch nicht mehr, weshalb es kaum Spielraum für Kundenrabatte gibt“. Obendrein wären viele Händler verängstigt, weil große Umsatzbringer ihren Konzessionären kündigen. Patek Philippe dünnt sein Händlernetz extrem aus, um künftig mehr auf eigene Boutiquen zu setzen. Von einem Drei-Stufen-Plan ist die Rede, der Anfang 2025 abgeschlossen werden soll.

Mono- versus Multibrand-Stores

Vacheron Constantin legt noch einen drauf. Jüngst wurde die Genfer Manufaktur, die zum Richemont Konzern zählt, in den Club der Milliardäre aufgenommen: laut aktuellem Swiss Watch Industry Report von Morgan Stanley Luxeconsult belegt dort die Marke mit einem Jahresumsatz von 1,11 Mrd. Franken (ca. 1,13 Mrd. Euro) Platz 8. Nun plant sie mittelfristig sogar allen Konzessionären weltweit zu kündigen, um dasselbe Monobrand-Konzept wie Patek und zuvor schon Audemars Piguet und Lange & Söhne zu verfolgen.

Der Münchner Einzelhändler sieht es pragmatisch: „die Marken möchten mit ihren Boutiquen die Marge allein kassieren. Irgendwann werden sie merken, dass nur noch Monobrand-Stores nicht funktionieren. Dann werden sie wieder bei Einzelhändlern anklopfen“. Sofern es noch genügend gibt. Mehrere alteingesessene Multibrand-Stores gaben für Ende des Jahres ihre Schließung bekannt.

Einige Insider sehen einen Zusammenhang mit dem Rolex Coup im letzten August. Der Branchenprimus übernahm mit Bucherer einen der größten Uhrenhändler der Welt und setzt auch in Deutschland auf Expansion. Stuttgart zählt dazu, sowie sieben weitere deutsche Standorte. Prompt eröffnet wenige Tage vor Messebeginn Bucherer eine Rolex Certified Pre-Owend Lounge im Herzen von Genf. Die Antwort folgte heute vom weltweit größten Portal für gebrauchte Uhren: ab sofort bietet Chrono24 ein Authentifizierungsservice für Luxusuhren, der die Echtheit für Händler und Käufer verifiziert.

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Watches and Wonders 2024

Foto: Breitling

Keine Rebellion, aber sanfte Revolutionen

Guido Terreni verfolgt ein anderes Konzept. Der CEO von Parmigiani Fleurier erklärt, dass seine Neuheiten, „keine Rebellion aber eine sanfte Revolution“ seien und legt die überarbeitete Toric-Linie vor. Man möchte mit den puristischen Modellen stilbewusste Personen abseits von Konventionen ansprechen. Terreni bewies schon oft Gespür für frühzeitige Trends und setzt auch auf renommierte Einzelhändler, da sie ihre Kundinnen und Kunden bereits länger kennen und umfangreicher beraten können. „Wir haben 2023 ein Rekordjahr verzeichnet und einen historischen Gewinn erzielt,“ sagt Terreni, der 2021 zu der unabhängigen Edelmanufaktur wechselte. Seither hat sich der Umsatz verfünffacht und die Stückzahlen verdreifacht. „Die Schweiz ist unser größter Markt. Dank guter Partnerschaften, auch mit Wempe, entwickelte sich Deutschland für uns zum fünftstärksten Markt der Welt“.

Bewährtes neu interpretieren – das ist ein Ansatz von Jaeger-LeCoultre. Als eine der Manufakturen mit den meisten eigenen Kalibern und Patenten hat sie Uhrwerke überarbeitet. Deren Leistung optimiert und präsentiert sie in der Duometre-Kollektion. Auch IWC bringt seine Klassiker-Linie Portugieser neu in Stellung und Patek Philippe lanciert zum 25. Jubiläum seiner rechteckigen Damenlinie Twenty-4 neue Varianten mit Quarz. Cartier stellt weitere Santos Unisex-Modelle vor und legt eine neue Damenserie auf – die Reflection de Cartier ist Quartz-Uhr und Armreif zugleich. Ansonsten offeriert man viele Retromodelle in kleineren Formaten, darunter vor allem ewige Kalender, robusten Sportchic sowie puristische Alltagsuhren.

Talking Pieces der Messe

Umso mehr heben sich die Konstruktionen von Ulysse Nardin ab. „Unsere Unabhängigkeit verschafft uns mehrere Vorteile. Wir genießen die Handlungsfreiheit, die Kreativität und die schnellen Entscheidungsprozesse,“ erklärt General Manager Matthieu Haverlan. Die Ikone der Manufaktur namens Freak zeigt das deutlich. Sie zählt zu den Liebhaberstücken von Technikfans, deren neue Version mit einem Automatikwerk in Form eines Raumschiffs auf den Handgelenken landet. So verrückt das auch klingen mag: Ulysse Nardin beeinflusst immer wieder mit seinen neuen Hightech-Materialien und neu gedachten Kaliberkonstruktionen die Branche.

Die zwei Vertreter aus Deutschland, Lange & Söhne sowie Nomos haben eher Relaunches im Gepäck, doch jeder für sich auf seine Art. Lange huldigt sein eigenes Chronographen-Kaliber und kombiniert es mit mehreren praktischen Funktionen. Nomos hingegen entwirft mit seiner Ikone Tangente in über 30 Farbvarianten eine riesige Farbpalette, um damit seine Watches & Wonders Premiere zu feiern. Schon vor sechs Jahren zeigte die junge Manufaktur Interesse für die Watches & Wonders und wurde mit Unterstützung auch von Lange & Söhne ausgewählt. Man betrachtet sich offenbar nicht als Konkurrent, sondern als gegenseitige Bereicherung für die sächsische Uhrenstadt Glashütte.

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„Die Zulassungskriterien sind streng,“ sagt auch Barbara Monti, CEO von Eberhard & Co. Sie nimmt ebenso wie Nomos das erste Mal an der Messe teil. „Der Genfer Salon ist eine wichtige Anlaufstelle für internationales Publikum, das sich auf den mittleren bis gehobenen Uhrensektor konzentriert“. Im mittleren Segment sind auch die Neuheiten von Eberhard anzusiedeln – solide Retro-Chronographen, oft im Panda-Design, für unter 5.000 Euro. Auch das gibt es noch auf der Watches & Wonders.

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Author: Arline Emard IV

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